PROGRAMM 2025 - RARETÉ

Mit «RARETÉ» erschafft das DUO BARATTA JETZER einen Klangraum, in dem das Ungehörte zum Klingen gebracht wird. Seltene, vergessene und unentdeckte Werke treten aus dem Schatten ans Licht und entfalten ihre eigene Ausdruckskraft. Die ungewöhnliche Kombination von Harfe und Akkordeon eröffnet dabei neue Klangwelten – mal verschmelzend, mal kontrastierend. Jedes Stück in diesem Programm ist eine Rarität, bewusst gewählt, um die Vielfalt abseits des Bekannten zu zeigen. Durch die Vergabe einer Auftragskomposition wird die Originalliteratur für diese Besetzung erweitert und weiterentwickelt.

«RARETÉ» ist eine Hommage an das Verborgene – eine Einladung, musikalische Schätze neu zu entdecken.

DUO BARATTA JETZER

RARETÉ

«RARETÉ» bedeutet «Seltenheit» und bezieht sich nicht nur auf die Kombination von Harfe und Akkordeon, sondern auch auf die gewählten Komponistinnen und Komponisten. Leider standen besonders Frauen oft im Schatten ihrer männlichen Zeitgenossen oder ihres Ehemanns und erfuhren nicht die Anerkennung, die ihnen gebührte. Neben dem Fokus auf Werke von vier ausgewählten Komponistinnen (A.M. Beach, V. Secretan, M. H. Bonis und A.L. Brillon de Jouy) wurde mit Gaspard Le Roux ein Komponist des Barocks gewählt, welcher heute neben seinen Zeitgenossen fast gänzlich in Vergessenheit geriet.
Joanne Baratta und Seline Jetzer verbindet eine grosse Leidenschaft für zeitgenössische Musik. Auch im Rahmen der Tournee 2025 möchten sie das Repertoire für ihre aussergewöhnliche Besetzung durch eine neue Auftragskomposition erweitern. Im Gegensatz zur letztjährigen Tournee «CRÉATIONS», bei der zwei etablierte Komponisten Werke für das Duo schufen, liegt der Fokus dieses Mal bewusst auf der Förderung junger Talente. Mit Maxime Rayer konnte ein vielversprechender junger Harfenist und Kompositionsstudent gewonnen werden, der am Beginn seiner künstlerischen Laufbahn steht. Für das Programm «RARETÉ» wird er ein etwa zehnminütiges Werk komponieren.

Der Beginn des Konzerts wird mit der Komposition «Summer Dreams Op. 47» für Klavier zu vier Händen von Amy Marcy Beach (1867–1944) eröffnet. Beach war die erste amerikanische Frau, die eine Sinfonie schrieb und somit in eine damals ausgeprägte Männerdomäne einbrach. Während ihrer Ehe mit dem 25 Jahre älteren Bostoner Arzt Henry Harris Aubrey Beach (1843–1910) den sie 1885 heiratete, musste sie auf seinen Wunsch hin ihre Konzertauftritte stark einschränken und ihr Honorar für wohltätige Zwecke spenden. Amy Beach widmete sich daraufhin primär dem Komponieren, wobei sie ihre Werke zunächst nur unter dem Pseudonym «Mrs. H.H.A. Beach» veröffentlichen durfte, eine Referenz zu den Initialen ihres Ehemannes. Nach dessen Tod im Jahr 1910 nahm sie ihre Konzerttätigkeit wieder auf und unternahm eine dreijährige Europatournee, bei der sie ihre eigenen Klavierkompositionen vortrug. Zudem war sie Mitbegründerin und Vorsitzende der «Association of American Women Composers».

Valérie Secretan (*1954) war vierzig Jahre lang als engagierte Harfenistin und Musikpädagogin in der Schweiz tätig. Die Zusatzausbildungen zur Grundschullehrerin sowie Chorleiterin ermöglichten ihr, in allen Altersstufen ein ganzheitliches Musizieren zu vermitteln. Weiterbildungen im In- und Ausland trugen zu einem vertieften Wissen bei. Es war ihr ein grosses Anliegen, auch den kleineren Kindern die Harfe bekannt zu machen. So gründete sie zusätzlich zum Harfenunterricht verschiedene Schülerorchester und Jugendchöre. Über viele Jahre vermittelte sie in einigen Kantons- und Musikschulen jungen Menschen mit viel Engagement das Harfenspiel. Neben ihren eigenen Projekten leitete sie verschiedene Harfenseminare für Erwachsene und Kinder. Valérie Secretan war Harfenistin im Zürcher Sinfonieorchester und spielte Kammermusik in verschiedenen Formationen. Anfang der 1990er-Jahre amtete sie als Vizepräsidentin der Harfenvereinigung Schweiz. Bis zum heutigen Tag ist es ihr ein Anliegen, die Freude an der Harfe an interessierte Musizierende weiterzugeben. Mit «Freiheit» gelangt ein Originalwerk für die Besetzung Harfe und Akkordeon zur Aufführung.

Es folgt die «Suite I pour deux clavecins en Ré mineur» von Gaspard Le Roux (1660–1707). Vom französischen Cembalisten und Komponisten ist nur wenig bekannt. Erwähnt wird er in einer Liste angesehener Professoren in Paris und erhalten geblieben ist lediglich eine einzige Sammlung mit insgesamt 41 Suiten für ein oder zwei Cembali. Diese Sammlung, die «Pièces de Clavecin», reiht sich in die französische Tradition ein und ist eng mit den Werken von Jean-Henri d’Anglebert und François Couperin verbunden. Sie zählt zweifellos zu den bedeutendsten Cembalo-Sammlungen zwischen diesen beiden Komponisten. Gaspard Le Roux war einer der ersten Barockkomponisten, der Werke für zwei Cembali schrieb. Die meisten seiner erhaltenen Kompositionen sind jedoch für Cembalo solo gedacht.

Maxime Rayer (*2001) ist ein französischer Harfenist und Komponist und wurde 2001 in Bordeaux geboren. Nach einer Ausbildung an den Konservatorien von Bordeaux und Versailles trat er 2020 in die Zürcher Hochschule der Künste in die Klasse von Sarah O’Brien ein. Dort erwarb er 2023 einen Bachelor- Abschluss und studiert seitdem im Masterstudiengang Harfe – Musikpädagogik. Parallel dazu interessiert er sich für Komposition und nimmt seit 2021 Nebenfachunterricht bei Kurt Widorski. Zudem besucht er Improvisationskurse, unter anderem bei Lucas Niggli und Günter Wehinger. Im Rahmen der Olympischen Spiele 2024 in Paris komponiert er für die Schüler des Collège François Mitterrand in Pessac (Frankreich) eine Hymne, die anlässlich des Fackellaufs in der Stadt aufgeführt wird. Mit dem Wunsch, seine Leidenschaft für sein Instrument zu teilen, unterrichtet Maxime Rayer seit 2024 an der Musikschule in Weinfelden und übernimmt regelmässig Vertretungen in der ganzen Schweiz, insbesondere am Musikkonservatorium Zürich und am KonsiBern.

Maxime Rayer schreibt über sein Projektkonzept der Auftragskomposition: «Dieses Projekt ist für mich sehr interessant: Einerseits haben wir die Harfe, mein Instrument, das ich in- und auswendig kenne und für das ich viel komponiert habe. Auf der anderen Seite das Akkordeon, ein Instrument, das ich kaum kenne und für das ich noch nie etwas geschrieben habe. Es ist also für mich gleichzeitig meine Komfortzone und ein Neuland. Meine Idee ist es, diese Mischung und Vermischung der Klänge zu verkörpern. Ich habe mich in letzter Zeit viel von der nordischen Musik inspirieren lassen, insbesondere dieser von Grieg, die klassische und traditionelle Klänge miteinander verbindet. Meine Idee wäre es, diese Einflüsse in einem Stück in freier Form, wie unbeschreiblich, wiederzugeben. Ich würde gerne eine Legierung aus diesen Welten schaffen, Harfe, Akkordeon, «klassische» Musik und traditionelle oder folkloristische Musik.»

Mélanie Hélène Bonis (1858–1937) war eine französische Komponistin, die ihre Werke häufig unter dem Pseudonym Mel Bonis veröffentlichte. Auf dem Programm steht eine Auswahl an Sätzen aus ihrem Werk «Suite en forme de Valses Op. 39». Mélanie Bonis wurde in eine kleinbürgerliche Pariser Familie geboren, die ihr musikalisches Talent kaum förderte und ihr nur widerwillig ein Studium am Pariser Konservatorium erlaubte. Durch einen gemeinsamen Freund der Familie wurde César Franck auf sie aufmerksam und ermutigte die Eltern, ihre Tochter am Conservatoire vorspielen zu lassen. 1876 begann sie dort ihr Studium in der Klavierbegleitung und Harmonie, in welchem sie mehrfach ausgezeichnet wurde. Auf Drängen ihrer Eltern brach sie 1881 das Studium ab und arbeitete zunächst als Verkäuferin. Ihre Heirat mit dem deutlich älteren Albert Domange verschaffte ihr eine finanzielle Sicherheit und die Möglichkeit, sich dem Klavierspiel und dem Komponieren zu widmen. In enger Zusammenarbeit mit ihrem Freund und Kollegen Amédée-Louis Hettich zog sie sich mehr und mehr aus dem Familienleben zurück, um sich dem Komponieren und ihrem Glauben zu widmen. Dieses Verhalten wurde von ihren musikkritischen Verwandten oft als Depression missverstanden.

Das Konzert wird mit dem selten aufgeführten «2ème Duo pour Harpe et Piano en sol mineur» von Anne- Louise Brillon de Jouy (1744-1824) beendet. Als Tochter eines königlichen Finanzbeamten erhielt sie schon früh Zugang zur Musik und wurde am Cembalo ausgebildet. Auf ihrem Landsitz in Passy veranstaltete sie gemeinsam mit ihrem Ehemann einen musikalischen Salon, der zweimal wöchentlich stattfand. Dort traten zahlreiche internationale Gäste auf, während Brillon de Jouy zusätzlich selbst am Cembalo und Pianoforte spielte. Dabei erwarb sie sich einen ausgezeichneten Ruf als Musikerin, obwohl sie weder in öffentlichen Konzerten auftrat noch ihre eigenen Kompositionen gedruckt wurden. Erst durch die Forschungsarbeit der American Philosophical Society wurden ihre Sammlung und zahlreiche bislang unveröffentlichte Kompositionen wiederentdeckt.

PROGRAMM

Amy Marcy Beach (1867-1944) - Summer Dreams op. 47

Valérie Secretan (*1954) - Freiheit (2024)

Gaspard Le Roux (1670-1707) - Suite I pour deux clavecins en Ré mineur

Maxime Rayer (*2001) - Auftragskomposition

Mélanie Hélène Bonis (1858-1937) - Auszüge aus: Suite en forme de Valses op. 39

Anne Louise Brillon de Jouy (1744-1824) - 2ème Duo pour Harpe et Piano en Sol mineur

PROGRAMM 2024 - CRÉATIONS

«Wir möchten in unseren Konzerten einen neuen Klangkörper entstehen lassen, der sich mischt, verzerrt und sich wieder zu einem Ganzen fügt. Wir wollen nicht nur neue Klänge kreieren, sondern auch neue Stücke für diese ungewöhnliche kammermusikalische Kombination uraufführen. Das Programm bildet unsere eigenen persönlichen Interessen ab und gibt bekannten und weniger bekannten Komponist:innen für verschiedene Duokombinationen eine Plattform. Die Klangerzeugung von Akkordeon und Harfe stehen sich gegenüber und kreieren gemeinsam etwas Neues. Ein Konzert, gefüllt mit Kreationen und Neuheiten, welche zusammen zu einem Ganzen verschmelzen: «CRÉATIONS»

DUO BARATTA JETZER

CRÉATIONS

Joanne Baratta und Seline Jetzer verbindet die grosse Passion für zeitgenössische Musik. Neben adaptierten Werken für ihre Kammermusikkombination möchten sie mit der Vergabe zweier Auftragswerke für das neue Programm «CRÉATIONS» die Literatur für die ungewöhnliche Kombination explizit fördern. Mit Xavier Dayer und Urban Mäder konnten sie zwei erfahrene Komponisten mit ganz unterschiedlichem Kompositionsstil für diese Tournee gewinnen.  
Xavier Dayer ist in Bern wohnhaft und Dozent für Komposition und Musiktheorie an der Hochschule der Künste Bern und ab dem 1. August 2024 der neue Direktor des Departements Musik der Zürcher Hochschule der Künste. Urban Mäder lebt in Luzern und ist als Komponist und Improvisator tätig. Er ist vor allem durch seine interdisziplinären Projekte im Bereich der Musikperformance mit Raum- oder Landschaftsbezug bekannt.

Als Gegenpol zu den beiden Auftragskompositionen werden drei Stücke aus dem Barock und der Frühklassik zu hören sein. Die chronologische Mitte des Konzertprogramms wird durch die «vier kleinen Duette Wotq 115» von Carl Phillip Emanuel Bach definiert. Die Besetzung der Duette ist mit Tasteninstrumenten (Orgel, Cembali oder Klavier) relativ offen formuliert, was nicht untypisch für die barocke Aufführungspraxis war. Baratta und Jetzer gehen bei der Interpretation der Besetzung etwas weiter, wobei das Akkordeon die Voraussetzung des Tasteninstruments erfüllt und die Harfe häufig im barocken Zeitalter mangels originaler Literatur Werke für Laute oder Tasteninstrumente interpretierte.  Das Konzertprogramm wird umrahmt vom «Première Duo op.5» des tschechischen Harfenisten und Komponisten Johann Baptist Krumpholtz (1742-1790) und den «zwei Duette op. 7 über Themen von Krumpholtz» des französischen Komponisten Guillaume Pierre Antoine Gatayes (1774-1846). Der musikalische Kreis schliesst sich, da Gatayes in seinem Werk Themen des zu Anfang des Konzertes gehörten Komponisten, J. B. Krumpholtz, kompositorisch verarbeitet. Die Kreation findet hier durch eine Transformation bereits bestehender Themen statt, einem Prozess, der in der ganzen musikhistorischen Geschichte immer wieder auf vielfältigste Weise verwendet wurde. Das Duett von Krumpholtz wurde original für zwei Harfen komponiert und Gatayes’ Werk für Klavier und Harfe, einer Besetzung, die vor allem zwischen 1780 bis ungefähr 1915 ihre Blütezeit erlebte. 

Das Konzertprogramm «CRÉATIONS» kreiert neue musikalische Literatur und zeigt mit der Vergabe der beiden Auftragswerke die eigenen persönlichen Vorlieben der Musik des DUO BARATTA JETZER mit Fokus auf zeitgenössische Originalliteratur auf. Im Wechselspiel mit den Duetten von Bach, Krumpholtz und Gatayes findet eine Wechselwirkung von Dissonanz und Konsonanz auf mehreren Ebenen statt und soll das Publikum in verschiedene musikalische Welten eintauchen lassen. 

PROGRAMM

J.B. Krumpholtz (1742-1790) - Première Duo op.5

Xavier Dayer (*1972) - Création 1: Ars Magnesia (2024) 

C.Ph. E. Bach (1714-1788) - Vier kleine Duette für zwei Tasteninstrumente Wotq 115 

Urban Mäder (*1955) - Création 2: zupfen, dämpfen, ziehen und stossen (Arbeitstitel) (2024)

G. P. A. Gatayes (1774-1846) - zwei Duette op. 7 über Themen von Krumpholz

PROGRAMM 2023 - MIROIR

«Wir möchten in unseren Konzerten Spiegelungen hervorheben, die sich mischen, verzerren und wieder zusammen zu einem Ganzen finden. Wir wollen nicht nur von Spiegelungen erzählen, sondern diese auch hörbar machen. Das Programm bildet zudem unsere persönlichen Interessen, sowie wichtige Werke und Komponist*innen für die Entwicklung unserer Instrumente ab. Die Klangerzeugung von Akkordeon und Harfe stehen sich gegenüber und Epochen und einzelne Werke reflektieren sich ineinander. Ein Konzert gefüllt mit Spiegelungen und Gegensätzen die zusammen zu einem einzigen Klangkörper fungieren: «MIROIR» 

DUO BARATTA JETZER

MIROIR

Das neue Programm 2023 steht ganz im Namen von Arvo Pärts Spiegel im Spiegel. Die Spiegelungen werden nicht nur im namensgebenden Werk hörbar, sondern auch im gesamten Konzertablauf. Die Werke stehen gespiegelt zueinander und arbeiten mit Spiegelungen in sich, sodass am Ende Spiegelungen auf mehreren Ebenen stattfinden.

Für Baratta und Jetzer ist es von elementarer Bedeutung, dass sie für ihre Konzertreihen ein Konzept mit einem übergeordneten Thema entwickeln, welches die Stücke als Spannungsbogen über das Konzert hinweg vereint. Beide besitzen eine Faszination für die klassisch-zeitgenössische Musik, darunter auch die Minimal Musik. Folglich fanden beide schnell Gefallen an den Werken des estnischen Komponisten Arvo Pärt. Neben seinem wohl bekanntesten Werk «Spiegel im Spiegel» waren sie auch von «Pari Intervallo» sehr angetan, da es sich ausgesprochen gut für die Kombination Harfe und Akkordeon adaptieren lässt. Mit den beiden Werken von Pärt entsteht neben zwei meditativen Ruhepunkten auch eine programmatische Spiegelung innerhalb des Konzertablaufs.

Bei der Planung der ersten Tournee 2022 «HISTOIRES» entdeckte das DUO BARATTA JETZER Konzerte für Harfe und Orchester, bei welchem das Akkordeon den Orchesterpart übernahm. Die Mischung des solistischen Harfenparts und des orchestralen Akkordeonklangs überzeugte sie dabei sehr. Aus diesem Grund entschieden sie sich für die Konzertreihe MIROIR für das Werk «danse sacrée et danse profane» von Claude Debussy. Claude Debussy war ein wichtiger Komponist in der Geschichte der Harfe. Die beiden Tänze wurden als Auftragswerk der Pariser Firma «Pleyel» für die Propagierung der neuen «chromatischen Harfe» aufgegeben.

Spiegelnd zu einem historisch bedeutenden Komponisten für die Harfe, wurden mit César Franck und Georg Friedrich Händel auch zwei massgebende Komponisten für die Entwicklung des klassischen Akkordeons gewählt. Neben den zahlreichen Orgelwerken schrieb César Franck auch diverse Stücke für das Harmonium, der kleinen Hausorgel und dem direkten Vorläufer des Akkordeons. Das Werk «Prélude, Fugue et Variation» ist eine fantastische Mischung aus einer Spiegelung in sich, insbesondere mit dem fugierenden Thema und dem wiederkehrenden Präludiums-Thema. In «Prélude, Fugue et Variation» treffen gleichzeitig zarte, virtuose und explosive Themen und Melodien aufeinander.

Georg Friedrich Händel komponierte viele kleinere und grössere Suiten für ein oder mehrere Cembali. Werke für Cembalo sind klanglich häufig einfach adaptierbar auf andere Instrumente. Zudem war es im Barock üblich, dass die Werke nicht starr an ein Instrument gebunden waren und ein freier Umgang mit der Besetzung vorherrschte. In der gewählten instrumentalen Kombination bleibt die Harfe in der «Suite in c-Moll HWV 446 für zwei Cembali» dem gezupften Cembaloklang sehr nahe, wobei der tragende und angeblasene Ton des Akkordeons eher an eine Orgel erinnert.

Die Spiegelungen führen durch das ganze Konzert und kommen in den Komponisten, den fugierenden Themen und den wiederkehrenden Melodien vor. Auch die gegensätzlichen Instrumente können als eine Art verzerrte Spiegelung gesehen werden. Denn trotz der unterschiedlichen Anspielweise fungieren beide als ebenbürtige Harmonieinstrumente.

PROGRAMM

Claude Debussy (1862-1918) - Danse sacrée et danse profane  (1904)  

Arvo Pärt (*1935) - Pari Intervallo (1976)

César Franck (1875-1937) - Prélude, fugue et variation op. 18 (1864)

Arvo Pärt (*1935) - Spiegel im Spiegel (1978)

Georg Friedrich Händel (1685-1759) - Suite in c-Moll HWV 446 

PROGRAMM 2022 - HISTOIRES

«In unseren Konzerten möchten wir Geschichten erzählen. Nicht nur die Geschichte der Musik, sondern auch die von Regionen, Epochen, des Tangos und die Geschichte unserer Instrumente. Wir wollen die Geschichte erzählen vom Entstehen eines neuen Klangkörpers, wie auch von Märchen und Fantasien ohne Worte. Ein Konzert gefüllt mit Geschichten, HISTOIRES.» 

DUO BARATTA JETZER

HISTOIRES

Für Akkordeon und Harfe als kammermusikalische Besetzung gibt es kaum Originalliteratur. Da beide harmonische Instrumente sind und sich vom Klang her deutlich unterscheiden, ist dabei ein grosser Vorteil. So können viele Stücke, unter anderem auch vierhändige Werke für Klavier, übernommen werden. Das Spannende daran ist, dass dabei neue Klangkombinationen und -erlebnisse entstehen, die bei der originalen Besetzung zum Teil ungeachtet bleiben. 

Bei der Vertonung von Märchen komponierte Maurice Ravel eine erste Fantasie «La belle au bois dormant» als Klaviermusik zu vier Händen. Später schrieb er inspiriert von Märchen und Erzählungen weitere Sätze, die er zu einem Zyklus zusammenführte und mit dem Untertitel «Contes de ma mère l’oye» versah. Nach der Uraufführung 1910 und grossem Publikumserfolg orchestrierte Ravel die Stücke und schuf eine fünfsätzige Orchestersuite. Mit unserer speziellen Kammermusikkombination können wir neben den sehr intimen klanglichen Feinheiten, die in einem Kleinensemble entstehen, auch die einzelnen Orchesterstimmen hervorheben. Da sich unsere Klangfarben zum Teil stark unterscheiden, das Zupfen der Harfe und das Anblasen der Töne des Akkordeons, können wir zarte musikalisch detaillierte Momente kreieren, wie auch als ein einziger Klangkörper fungieren, bei welchem sich die Klänge und Harmonien vermischen. Das Werk «Ma mère l’oye» von Maurice Ravel erscheint uns daher für die Kombination Harfe und Akkordeon perfekt. 

Um das Orchestrale vom Akkordeon noch mehr hervorzuheben und musikalisch in die Vergangenheit zu reisen, entschieden wir uns zudem für das Harfenkonzert in G-Dur von Georg Christoph Wagenseil in Kammermusikformation. Dabei schlüpft das Akkordeon ganz in die orchestrale Funktion, indem es den Streichorchesterpart übernimmt und so auf eine ganze neue Art erklingt. Trotz der Funktionsverteilung von Soloinstrument und Begleitung erklingen die Instrumente immer wieder im Dialog miteinander und es scheint, als würden sie gemeinsam sprechen. 

Ein wichtiger Komponist für das Akkordeon, respektive das Bandoneon, ist Astor Piazzolla. «Histoire du Tango» ist ein Werk, welches die Geschichte des Tangos musikalisch erzählt. Der Tango, ursprünglich auf Flöte und Gitarre gespielt, wird heutzutage in verschiedenen Formationen auf die Bühne gebracht. Für uns ein idealer Musikstil, der zur Kombination Harfe und Akkordeon passt, denn unsere Instrumente sind sowohl Harmonie-, als auch Melodieinstrument. Tango, und vor allem auch die Musik von Astor Piazzolla ist neben der prägnanten Rhythmik sehr melodiös gesetzt. Daher werden wir uns in der Melodie und der Begleitfunktion fliessend abwechseln.

In unserem Programm darf ein Originalwerk für die Besetzung Harfe und Akkordeon nicht fehlen. Für diese Konzertreihe entschieden wir uns für das Duo vom französischen Komponisten Alexandre Ouzounoff, «La Nébuleuse de L’Eskimo» (2010).