PROGRAMM 2023 - MIROIR

«Wir möchten in unseren Konzerten Spiegelungen hervorheben, die sich mischen, verzerren und wieder zusammen zu einem Ganzen finden. Wir wollen nicht nur von Spiegelungen erzählen, sondern diese auch hörbar machen. Das Programm bildet zudem unsere persönlichen Interessen, sowie wichtige Werke und Komponist*innen für die Entwicklung unserer Instrumente ab. Die Klangerzeugung von Akkordeon und Harfe stehen sich gegenüber und Epochen und einzelne Werke reflektieren sich ineinander. Ein Konzert gefüllt mit Spiegelungen und Gegensätzen die zusammen zu einem einzigen Klangkörper fungieren: «MIROIR» 

DUO BARATTA JETZER

MIROIR

Das neue Programm 2023 steht ganz im Namen von Arvo Pärts Spiegel im Spiegel. Die Spiegelungen werden nicht nur im namensgebenden Werk hörbar, sondern auch im gesamten Konzertablauf. Die Werke stehen gespiegelt zueinander und arbeiten mit Spiegelungen in sich, sodass am Ende Spiegelungen auf mehreren Ebenen stattfinden.

Für Baratta und Jetzer ist es von elementarer Bedeutung, dass sie für ihre Konzertreihen ein Konzept mit einem übergeordneten Thema entwickeln, welches die Stücke als Spannungsbogen über das Konzert hinweg vereint. Beide besitzen eine Faszination für die klassisch-zeitgenössische Musik, darunter auch die Minimal Musik. Folglich fanden beide schnell Gefallen an den Werken des estnischen Komponisten Arvo Pärt. Neben seinem wohl bekanntesten Werk «Spiegel im Spiegel» waren sie auch von «Pari Intervallo» sehr angetan, da es sich ausgesprochen gut für die Kombination Harfe und Akkordeon adaptieren lässt. Mit den beiden Werken von Pärt entsteht neben zwei meditativen Ruhepunkten auch eine programmatische Spiegelung innerhalb des Konzertablaufs.

Bei der Planung der ersten Tournee 2022 «HISTOIRES» entdeckte das DUO BARATTA JETZER Konzerte für Harfe und Orchester, bei welchem das Akkordeon den Orchesterpart übernahm. Die Mischung des solistischen Harfenparts und des orchestralen Akkordeonklangs überzeugte sie dabei sehr. Aus diesem Grund entschieden sie sich für die Konzertreihe MIROIR für das Werk «danse sacrée et danse profane» von Claude Debussy. Claude Debussy war ein wichtiger Komponist in der Geschichte der Harfe. Die beiden Tänze wurden als Auftragswerk der Pariser Firma «Pleyel» für die Propagierung der neuen «chromatischen Harfe» aufgegeben.

Spiegelnd zu einem historisch bedeutenden Komponisten für die Harfe, wurden mit César Franck und Georg Friedrich Händel auch zwei massgebende Komponisten für die Entwicklung des klassischen Akkordeons gewählt. Neben den zahlreichen Orgelwerken schrieb César Franck auch diverse Stücke für das Harmonium, der kleinen Hausorgel und dem direkten Vorläufer des Akkordeons. Das Werk «Prélude, Fugue et Variation» ist eine fantastische Mischung aus einer Spiegelung in sich, insbesondere mit dem fugierenden Thema und dem wiederkehrenden Präludiums-Thema. In «Prélude, Fugue et Variation» treffen gleichzeitig zarte, virtuose und explosive Themen und Melodien aufeinander.

Georg Friedrich Händel komponierte viele kleinere und grössere Suiten für ein oder mehrere Cembali. Werke für Cembalo sind klanglich häufig einfach adaptierbar auf andere Instrumente. Zudem war es im Barock üblich, dass die Werke nicht starr an ein Instrument gebunden waren und ein freier Umgang mit der Besetzung vorherrschte. In der gewählten instrumentalen Kombination bleibt die Harfe in der «Suite in c-Moll HWV 446 für zwei Cembali» dem gezupften Cembaloklang sehr nahe, wobei der tragende und angeblasene Ton des Akkordeons eher an eine Orgel erinnert.

Die Spiegelungen führen durch das ganze Konzert und kommen in den Komponisten, den fugierenden Themen und den wiederkehrenden Melodien vor. Auch die gegensätzlichen Instrumente können als eine Art verzerrte Spiegelung gesehen werden. Denn trotz der unterschiedlichen Anspielweise fungieren beide als ebenbürtige Harmonieinstrumente.

PROGRAMM

Claude Debussy (1862-1918) - Danse sacrée et danse profane  (1904)  

Arvo Pärt (*1935) - Pari Intervallo (1976)

César Franck (1875-1937) - Prélude, fugue et variation op. 18 (1864)

Arvo Pärt (*1935) - Spiegel im Spiegel (1978)

Georg Friedrich Händel (1685-1759) - Suite in c-Moll HWV 446 

PROGRAMM 2022 - HISTOIRES

«In unseren Konzerten möchten wir Geschichten erzählen. Nicht nur die Geschichte der Musik, sondern auch die von Regionen, Epochen, des Tangos und die Geschichte unserer Instrumente. Wir wollen die Geschichte erzählen vom Entstehen eines neuen Klangkörpers, wie auch von Märchen und Fantasien ohne Worte. Ein Konzert gefüllt mit Geschichten, HISTOIRES.» 

DUO BARATTA JETZER

HISTOIRES

Für Akkordeon und Harfe als kammermusikalische Besetzung gibt es kaum Originalliteratur. Da beide harmonische Instrumente sind und sich vom Klang her deutlich unterscheiden, ist dabei ein grosser Vorteil. So können viele Stücke, unter anderem auch vierhändige Werke für Klavier, übernommen werden. Das Spannende daran ist, dass dabei neue Klangkombinationen und -erlebnisse entstehen, die bei der originalen Besetzung zum Teil ungeachtet bleiben. 

Bei der Vertonung von Märchen komponierte Maurice Ravel eine erste Fantasie «La belle au bois dormant» als Klaviermusik zu vier Händen. Später schrieb er inspiriert von Märchen und Erzählungen weitere Sätze, die er zu einem Zyklus zusammenführte und mit dem Untertitel «Contes de ma mère l’oye» versah. Nach der Uraufführung 1910 und grossem Publikumserfolg orchestrierte Ravel die Stücke und schuf eine fünfsätzige Orchestersuite. Mit unserer speziellen Kammermusikkombination können wir neben den sehr intimen klanglichen Feinheiten, die in einem Kleinensemble entstehen, auch die einzelnen Orchesterstimmen hervorheben. Da sich unsere Klangfarben zum Teil stark unterscheiden, das Zupfen der Harfe und das Anblasen der Töne des Akkordeons, können wir zarte musikalisch detaillierte Momente kreieren, wie auch als ein einziger Klangkörper fungieren, bei welchem sich die Klänge und Harmonien vermischen. Das Werk «Ma mère l’oye» von Maurice Ravel erscheint uns daher für die Kombination Harfe und Akkordeon perfekt. 

Um das Orchestrale vom Akkordeon noch mehr hervorzuheben und musikalisch in die Vergangenheit zu reisen, entschieden wir uns zudem für das Harfenkonzert in G-Dur von Georg Christoph Wagenseil in Kammermusikformation. Dabei schlüpft das Akkordeon ganz in die orchestrale Funktion, indem es den Streichorchesterpart übernimmt und so auf eine ganze neue Art erklingt. Trotz der Funktionsverteilung von Soloinstrument und Begleitung erklingen die Instrumente immer wieder im Dialog miteinander und es scheint, als würden sie gemeinsam sprechen. 

Ein wichtiger Komponist für das Akkordeon, respektive das Bandoneon, ist Astor Piazzolla. «Histoire du Tango» ist ein Werk, welches die Geschichte des Tangos musikalisch erzählt. Der Tango, ursprünglich auf Flöte und Gitarre gespielt, wird heutzutage in verschiedenen Formationen auf die Bühne gebracht. Für uns ein idealer Musikstil, der zur Kombination Harfe und Akkordeon passt, denn unsere Instrumente sind sowohl Harmonie-, als auch Melodieinstrument. Tango, und vor allem auch die Musik von Astor Piazzolla ist neben der prägnanten Rhythmik sehr melodiös gesetzt. Daher werden wir uns in der Melodie und der Begleitfunktion fliessend abwechseln.

In unserem Programm darf ein Originalwerk für die Besetzung Harfe und Akkordeon nicht fehlen. Für diese Konzertreihe entschieden wir uns für das Duo vom französischen Komponisten Alexandre Ouzounoff, «La Nébuleuse de L’Eskimo» (2010).